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íslenska

Frauen

Frauen
Author
Steinar Bragi
Publisher
Óskráð
Place
Year
2011
Category
German translations


The Novel Konan in German translation by Kristof Magnusson. Publisher: Kunstmann.



About the  book:



Die junge Künstlerin Eva Einarsdottir trifft sich in New York mit einem isländischen Banker, der ihren nächsten Dokumentarfilm fördern soll. Im Gespräch mit ihm erzählt sie mehr von sich, als sie will, und er bietet ihr an, sein verwaistes Luxusappartement in Reykjavik zu hüten. Ein Glücksfall. Aber als sie dort ist, hat Eva immer mehr das Gefühl, dass man sie in eine Falle gelockt hat. Dass sie das Objekt einer perfiden Inszenierung ist, in der die Grenzen zwischen Realität, Albtraum und Kunst zunehmend verschwimmen.



From the book:



Als sie später am Abend ins Schlafzimmer ging, um sich hinzulegen, fiel ihr Blick auf die Wand oberhalb des Bettes. Obwohl sie inzwischen betrunken was, hatte sie das Gefühl, dass dort im Licht der Deckenlampe eine Delle zum Vorschein kam.



Sie kletterte auf das Bett, ging vorsichtig näher heran und stellte fest, dass sich da direkt vor ihrem Gesicht tatsächlich eine ovale Einbuchtung befand, als ob eine Schale in die Wand eingelassen wäre. Ziemlich genau in ihrer Mitte lag eine kleine Kuble, die noch weiter in die Tiefe reichte. Als sie noch genauer hinsah, entdeckte sie etwas weiter oberhalb zwei weitere Kuhlen, die nicht größer waren als Mandeln.



Je länger sie die Wand anstarrte, umso deutlicher erkannte sie ein komplex Muster aus Einkerbungen, geschwungenen Linien und Furchen, die sich weiter und weiter ineinander verschlangen, bis es ihr plötzlich klar wurde: Sie blickte in ein Gesicht oder vielmehr in den Abdruck des Gesichts -  in eine Maske, die jemand in die Wand gemeißelt hatte. »Kunst«, murmelte sie in das stille Schlafzimmer hinein, als wollte sie überprüfen, ob dieses Wort zu dem passte, was sie sah. Dann suchte sie nach der Signatur eines Künstlers, fand aber keine.



Eine Maske – ganz schön klischeehaft, dachte sie, stieg von Bett, riss die Tagesdecke herunter, warf sie auf den Boden und kroch unter die weiche Bettdecke. Die Angst, dass ihre Gedanken an Hrafn sie wachhalten könnten, wich einer überwältigenden Müdigkeit, und bald darauf war sie eingeschlafen.



An der Wand über dem Kopfende schimmerte die Maske im Licht der Deckenlampe, das wenig später verlosch, wer auch immer dafür gesorgt hatte, und im Zimmer wurde es dunkel.



(11-12)


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